Fruchtbarkeit und Kürbis
Die Kürbispflanze galt bei den Indianern allgemein als Symbol für Fruchtbarkeit und Wohlstand. Daher wurde den Kernen magische Kraft, die sich als Liebeszauber oder Aphrodisiakum auf den Menschen übertragen soll. Noch heute soll das Essen gerösteter, gesalzener
Kürbiskerne die Lust fördern.
Kürbis als Gefäß
In der Antike (und in manchen Weltgegenden auch noch heute) hatte besonders der Flaschenkürbis (Lagenaria siceraria) eine große Bedeutung. Aus der harten Schale wurden, unter anderem Vorrats‐ und Trinkgefäße und sogar Musikinstrumente gefertigt. Selbst in der Bibel werden Flaschenkürbispflanzen erwähnt, unter anderem mit dem Propheten Jona.
Auch in Österreich wurden Kürbisse als Gefäße verwendet. Im Weinbau wurden Kürbisse (der Art Lagenaria
siceraria) verwendet, um den Wein aus den Fässern zu heben. Diese Weinheber werden im Volksmund in
Niederösterreich als "Kellertupfa" bezeichnet. Zu diesem Zweck werden heute Glasgeräte bevorzugt. In manchem Heurigen und Buschenschänken sind diese Kürbisse aber noch zur Zierde ausgestellt.
Wagenschmiere oder Magenschmiere?
Aufgrund der grünen Farbe wurde das
Kürbiskernöl auch abschätzig als „Wagenschmiere“ oder "Motoröl"
bezeichnet, eine Verwendung die zu Beginn des 19. Jahrhunderts sogar durchaus ernsthaft vorgeschlagen wurde.
Kürbisbrauchtum in der Steiermark
Die steirische Brauchtumsforscherin Anni Gamerth erzählt in ihrem Buch "Speise und Trank im südoststeirischen Bauernlande" von alten Bräuchen und Redensarten aus der Steiermark. Früher gab es hauptsächlich Kürbisarten, deren Kerne eine weiße, dicke Schale hatten, welche man einzeln mit der Hand "abheppeln" musste. Ähnlich wie das "Woazschälen" für Mais verlief die Gemeinschaftsarbeit meist äußerst vergnüglich: Man plauderte im Familien- oder Dorfkreis, sang, stärkte sich bei Brot und Most, gelegentlich endete der Abend auch beim Tanz. Es gab auch den Brauch, mit den leeren Kürbisschalen heimlich die nächtlichen Wege der Burschen von ihrem Haus zu ihrem "Dirndlfenster" anzustreun. Am Morgen waren diese "Kernstraßen" für jedermann sichtbar und Stoff für den Dorftratsch, vor allem dann, wenn ein Spaßvogel eine falsche Spur gestreut hatte.
Halloween
Besondere Popularität hat der Kürbis in den letzten Jahren durch das Aufleben des alten keltischen Halloweenbrauches gewonnen. Früher wurden Rüben ausgehölt und darin ein Licht angezündet, nach der Einführung des
Kürbisses hat man dessen viel größere Früchte für diesen Zweck entdeckt. Kürbisse werden von Kindern ausgehöhlt und "Kürbisgesichter" daraus geschnitzt. Dieser Brauch am Vorabend von Allerheiligen hat den Speisekürbis
ebenfalls populär gemacht. Seit jeher ist jedoch das Aushöhlen von Kürbissen und Ausleuchten der geschnitzen Gesichter mit einer Kerze in der Steiermark bekannt.
Kürbisbürgermeister
Bei Kürbisfesten wurde früher der Kürbisbürgermeister gewählt. Derjenige, der von einem herabfallenden Kürbis am meisten mit Maisbrei bespritzt wurde, bekam diesen Ehrentitel.